Waschbären

Allgemeines

Der Waschbär wird den Beutegreifern zugeordnet und gehört zur Familie der Kleinbären. Die etwa katzengroßen Tiere sind unverwechselbar an ihrer schwarzen Gesichtsmaske zu erkennen, die sich deutlich von der ansonsten weißen Gesichtsfärbung abhebt. Auch der schwarz-braun geringelte Schwanz ist typisch für den kleinen Bären. Ansonsten kann die Fellfärbung des europäischen Waschbären von schwarz über grau bis braun stark variieren. Mit einer Schulterhöhe von ca. 25cm, den kleinen Beinchen und der etwas pummeligen Gestalt wirken die Waschbären ein wenig schwerfällig. Tatsächlich bringen die Tiere ein Gewicht von 5-10kg auf die Waage, wobei die Männchen in der Regel etwas schwerer sind als die Weibchen. Die Waschbären sind nicht gerade herausragende Läufer und aufgrund Ihres Körperbaus können sie auch nicht springen, dafür sind die kleinen Bären aber hervorragende Kletterer! Mit ihren bekrallten Vorder- und Hinterpfoten können sie spielend leicht an Hausfassaden, Bäumen oder Fallrohren empor klimmen. Außer zum Klettern benutzt der Waschbär seine Vorderpfoten, deren Abdrücke wie kleine Kinderhände aussehen, zum Ertasten. Der Tastsinn ist bei dem Kleinbär besonders gut ausgebildet! Sowohl an den Vorderpfoten als auch an der Schnauze befinden sich Tasthaare, die er zum Erkunden seiner Umwelt einsetzt. Der Name "Waschbär" rührt übrigens daher, dass man beobachtet hat wie die Tiere in der freien Wildbahn ihre Nahrung wie z.B. kleine Fische im flachen Gewässer gewaschen haben und erst dann verspeisten. Dieses "Waschen" dient allerdings nur dem Ertasten der Beute und hat nichts mit übertriebener Hygiene zu tun. Auch Gehörsinn und Geruch sind gut ausgebildet und helfen dem Waschbären bei der Orientierung. Sein Sehvermögen ist hingegen nicht viel ausgeprägter als das eines Menschen, Farben kann der Waschbär gar nicht unterscheiden. Neben seiner gut ausgebildeten Sinne besitzt der Waschbär auch ein hervorragendes Gedächtnis. Untersuchungen haben gezeigt, dass der Waschbär ein ähnliches Lernvermögen wie der Rhesusaffe aufweist und sich sogar Zahlenkombinationen eines Schlosses über Jahre hinweg merken kann, wenn er zur Belohnung mit Futter versorgt wird! In freier Wildbahn werden die Tiere in der Regel 8-10 Jahre alt, in Gefangenschaft können sie bis zu 20 Jahre alt werden. Natürliche Feinde haben die Waschbären in Deutschland kaum welche. Ab und zu fängt ein Greifvogel ein Jungtier, auch der Luchs kann eine Bedrohung für den Waschbären darstellen. Allerdings ist dieser in Deutschland und besonders in den Siedlungen nur sehr selten anzutreffen. Überwiegend sterben die Tiere somit an Verkehrsunfällen, Krankheiten oder durch Bejagung.

Verbreitung und Lebensraum

Ursprünglich stammt der Waschbär aus den USA. Erst im 20. Jahrhundert begann die Verbreitung des Kleinbären durch Auswilderungsprojekte und Ausbrüchen aus Pelztierfarmen auch in Europa. Bevorzugt lebt der Waschbär in Laub-und Mischwäldern in der Nähe von Gewässern. In feuchten Gebieten mit Bächen, Seen oder Flüssen fühlt er sich besonders wohl. Tagsüber versteckt sich das nachtaktive Tier dann in Baumhöhlen, Erdbauten oder alten Dachsbauten und schläft. Dabei wechseln die Waschbären ihre Schlafplätze fast täglich. Als Kulturfolger haben die Tiere ihren Lebensraum mittlerweile auch auf Dörfer und Städte ausgeweitet. Hier findet der Waschbär alles was er braucht: Zum einen ausreichend Nahrung, zum anderen geschützte Plätze, die dem Tagesschlaf und der Aufzucht dienen. In den letzten Jahrzehnten eroberten immer mehr Waschbären auch in Deutschland die Siedlungen. Im Jahre 1954 wurde die Zahl der Waschbären noch auf 285 Tiere geschätzt, im Jahr 2006 waren es bereits ca. 100000 Tiere! Manchmal leben die Tiere dicht neben den Menschen in Ställen, Schornsteinen oder auf Dachböden ohne dabei bemerkt zu werden. Die Waschbären-Hochburg Deutschlands ist ganz deutlich die Stadt Kassel. Hier tummeln sich derzeit geschätzte 100 Waschbären pro 100 Hektar Fläche, damit weist die Stadt die höchste Waschbärendichte Europas auf. Aber auch in anderen Teilen Deutschlands breiten sich die kleinen Pelzträger immer mehr aus. Die Größe der Territorien, die von den kleinen Bären als Lebensräume genutzt werden, ist von den jeweiligen Nahrungsangeboten abhängig. Waschbären in der Stadt streifen häufig durch kleinere Gebiete als ihre Artgenossen im Wald. So gibt es Waschbären, die sich in der Stadt mit ca. 20ha begnügen, Waldwaschbären nutzen teilweise Flächen von ca. 2000ha.

Ernährung

Der Waschbär ist ein Allesfresser. Dabei passt er seinen Speiseplan immer dem jeweiligen Angebot an. Im Frühjahr frisst er überwiegend tierische Nahrung. Neben Regenwürmern, Insekten und Schnecken, erlegt er auch kleine Vögel, Fische oder Mäuse. Im Sommer und Herbst steht hingegen überwiegend pflanzliche Kost auf dem Speiseplan. Ob Nüsse, Obst, Beeren oder Getreide, der Kleinbär ist nicht wählerisch und frisst sich im Herbst ein dickes Fettpolster für den Winter an. Denn in den kalten Monaten hält der Waschbär häufig mehrere Wochen Winterruhe und zerrt von seinem Winterspeck. Erst wenn die Temperaturen wieder steigen, wird er wieder aktiv und verlässt seine Höhle. Häufig sieht der Waschbär dann sehr schwach und mager aus, allerdings dauert es nicht lange bis er sein altes Gewicht wieder erreicht hat.

Sozialverhalten und Vermehrung

Waschbären sind nacht- und dämmerungsaktiv. Aus diesem Grund kommt es auch nur selten vor, dass man die kleinen Bären am Tag zu Gesicht bekommt. In kleinen Gruppen leben sowohl die Weibchen (Fähen) als auch die Männchen (Rüden) zusammen. Über Duftmarken tauschen sich die sehr sozialen Tiere untereinander aus und geben so ihren Artgenossen auch Hinweise über geeignete Schlafplätze oder Futterquellen. Zur Paarungszeit in den Monaten Januar, Februar kreuzen sich die Wege der Rüden und Fähen und es kommt zu Paarungsakten, die teilweise über mehrere Nächte andauern!

Nach ca. 65 Tagen, also Mitte April, bringt die Fähe in einer Wurfhöhle dann 2-5 Junge zur Welt. Als Wurfhöhle bevorzugen die Fähen alte Baumhöhlen, die sie mit aller Kraft auf Stabilität überprüfen und solange mit Zähnen und Krallen bearbeiten, bis sich ein weiches Nest aus Holzspänen bildet. Zum Leidwesen des Menschen weisen die Fähen dieses Verhalten auch auf, wenn sie anstelle eines Baums den Dachboden zur Jungenaufzucht auswählen. Auch hier werden Holzwände und Dämmungen auf ihre Robustheit überprüft und schließlich in sämtliche Einzelteile zerlegt.

Die jungen Waschbären sind zunächst blind und werden von der Mutter gesäugt. Erst mit ca. 2-3 Wochen öffnen die Kleinen die Augen und verlassen ca. 4-6 Wochen später zum ersten Mal das Nest, um ihre Umgebung zu erkunden und feste Nahrung zu probieren. Im Laufe der Zeit werden die Jungen immer selbstständiger, sodass sie sich im Herbst von der Mutter trennen. Die jungen Rüden wandern dann meistens ab, um einer Inzucht entgegen zu wirken, die Fähen bleiben häufig noch im Mutter-Tochter-Verband zusammen. Im darauf folgenden Jahr sind die jungen Fähen meist selbst schon zum ersten Mal trächtig. Die jungen Rüden sind hingegen erst im zweiten Lebensjahr geschlechtsreif. Sollte eine Fähe übrigens am Jahresanfang nicht trächtig geworden sein oder hat sie ihr Junges vorzeitig verloren, besteht im Mai, Juni eine erneute Empfängnisbereitschaft. Untersuchungen haben zudem ergeben, dass Bemühungen die Waschbärenzahl durch Bejagung oder andere Mittel einzudämmen nicht möglich sind, da die Tiere ihre Geburtenrate dementsprechend erhöhen.

Quellen: